Bretten-Diedelsheim. Mit einer artgerechten Tierhaltung sei es nicht getan, auch das Lebensende müsse geachtet werden, lautete das Fazit eines Vortrags
bei den Brettener Grünen im Diedelsheimer Gemeindehaus am Mittwochabend. Sandra Kopf und Thomas Mayer von der „Interessensgemeinschaft (IG) Schlachtung mit Achtung“ aus Lörrach haben ihre Alternative zur Schlachtung in Fabriken vorgestellt.
Der Name ist Programm. Der übliche Transport zum Schlachthof bedeute für das Tier Qual: Getrennt von der gewohnten Herde, eine strapaziöse Fahrt und ein grausames Ende in Großschlachthöfen. Auf der Suche nach einer Alternative entwickelte die IG eine „Mobile Schlachteinheit“, bei dem das Tier seinen letzten Atemzug auf dem heimischen Hof erlebt, ohne Stress und Qual. Nicht mehr das Tier muss zum Schlachthof, sondern der Metzger kommt auf den Bauernhof. Die Tiere werden zwar weiterhin getötet, doch bei der Schlachtung von Rindern stehe das Tierwohl und die Hygiene im Fokus.
Nach einer Präsentation konnten sich die Interessierten die Mobile Schlachteinheit (MSE) vor Ort anschauen, die vor drei Jahren mit dem Tierschutzpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde. Gehör fand die Organisation auch in Ministerien, beim Deutschen Ethikrat und bei Abgeordneten. Selbst im Koalitionsvertrag des Landes ist die mobile Schlachtung verankert. Die vorgestellte MSE kostet derzeit bis zu 70.000 Euro. Mit einer Kamera wird der Vorgang aufgezeichnet und für die Verbraucher transparent gemacht: Das Tier geht zum Futtertrog in den Fangstand, der über ein Schienensystem mit dem mobilen Schlachtraum verbunden ist. „Das Tier geht freiwillig zum Futter und ahnt nicht, was danach passiert“, erklärt Kopf. Sobald das Tier frisst, schließt sich über ihm ein Gatter. Mit einem Bolzenschussgerät wird das Tier betäubt und über ein Schienensystem mitsamt dem Fangstand in einen großen Anhänger gezogen, der einem Pkw-Anhänger gleicht. Nachdem das Tor der MSE geschlossen ist, wird der Bruststich angesetzt und das Rind ist nach wenigen Sekunden tot. Ohne Schmerzen, mit wenig Personal und innerhalb von sieben Minuten soll die Prozedur beendet sein. „Durch diese Maschine wird uns Menschen die Verantwortung genommen, da man nichts falsch machen kann. Es ist ein Routineablauf “, sagt Mayer.
Auch der Großschlachtbetrieb Tönnies habe sich nach der MSE erkundigt. „Es ist nicht kostengünstiger, doch wenn der Schlachtstress vermieden wird, dann macht sich dies auch in der Qualität des Fleisches bemerkbar.“ Der Schlachtprozess könne jedoch nicht mit dem Üblichen verglichen werden, da nicht die Quantität, sondern die Qualität im Vordergrund stehe.
Einen Appell richtete die Interessengemeinschaft an dem Abend an die Politik, sich verstärkt für mobile Schlachtformen einzusetzen.
(Text und Bild: Nina Tossenberger, BNN, 11.11.2022)
Maulbronn. Eine Kuh hat Glück, wenn sie im Bioland-Bauernhof des Landwirts Lukas Förster im schönen Naturpark Stromberg-Heuchelberg lebt und nicht wie die meisten ihrer Artgenossen in großen Rinderzuchtbetrieben. Hier wachsen die Tiere in Freiheit auf, sind Tag und Nacht auf der großen Weide und können so viel Gras futtern, wie sie möchten.
Inmitten idyllischer Hügellandschaft zwischen Diefenbach und Zaisersweiher liegt der Schülenswaldhof. Bereits drei Generationen der Familie Förster und über 75 Milchkühe leben hier gemeinsam. „Aber natürlich dürfen auch die Schweine und Hühner nicht fehlen“, so Lukas Förster. Seine Eltern, Dorothea und Wilfried Förster, entschieden sich 1983, den Hof zu betreiben. Vor ein paar Jahren haben ihn Sohn Lukas und Ehefrau Julia übernommen. „Man lebt und arbeitet hier mit den Kindern drumherum“, erzählte der Landwirt. Was es bedeutet, Tiere artgerecht zu halten, erfuhren die Brettener Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen bei einer Hofführung. „Wir begleiten die Tiere von der Geburt bis zum Tod“, so Förster. Strenge Bioland-Richtlinien garantieren eine Ernährung ohne Pestizide und Massentierhaltung, so naturbelassen wie möglich.
Etwa die Hälfte des Milchertrags erbringe eine „Förster-Kuh“ im Vergleich zu einer konventionellen Hochleistungskuh, die nach ein paar Jahren völlig fertig sei. Alle zwei Tage wird die Rohmilch kontrolliert und von einer Molkerei abgeholt. Weniger Leid als in der konventionellen Landwirtschaft verspricht die Bioland-Haltungsregel. Beim Schlachten achtet der Landwirt darauf, dass das Tier so wenig wie möglich leidet. Ohne Stress, ohne Angst und Aufregung erleben die Tiere ein würdiges Ende, bei dem das Tierwohl im Auge behalten wird.
Wohlfühlen soll sich die Kuh, wenn sie sich als Wiederkäuerin im Stall hinlegt. Nirgendwo liegt es sich bequemer als auf einer Matratze. Zwar besteht die bequeme Unterlage nicht aus Schaumstoff, doch der Kompostierungsstall mit organischen Einstreumaterialien aus Sägespänen und Holzschnitzeln bietet den Milchkühen und Kälbern im Stall zusätzlichen Komfort. Im Stall wird die Ausscheidung der Tiere gemeinsam mit den organischen Materialien zu einem Kompost umgewandelt. „Der Sauerstoffeintrag in die Einstreuunterlage ist wichtig, denn so werden mikrobiologische Aktivitäten gefördert und es entsteht Wärme. 40 bis 50 Grad Celsius können erreicht werden“, erklärte Lukas Förster.
Routine ist auch im Tagesablauf einer Milchkuh essenziell. Selbstständig und koordiniert marschieren die Kühe an die Melkmaschinen. Regelmäßig verfolgen Besucherinnen und Besucher des Hofes den Melkvorgang. Hofeigene Bio-Rinderwurst, verschiedene Käsesorten und zahlreiche saisonale Bio-Produkte können vor Ort erworben werden. Auch Rohmilch, die reich an Omega-3-Fettsäuren ist und viele weitere Nährstoffe besitzt, ist erhältlich.
(Text und Bild: Nina Tossenberger, BNN, 10.10.2022)
Bretten. Man hört Trommelschläge, zwei Erwachsene versuchen sich an Hula-Hoop-Reifen und manch einer genießt im Liegestuhl die Sonne. Ein paar Strahlen brechen an diesem Freitag wie für den Parking Day bestellt durch die Wolken. Die Brettener Grünen haben aus zwei Parkbuchten vor der Weißhofer Galerie eine bunte Oase geschaffen. Bretten beteiligt sich an diesem Nachmittag bis 19 Uhr erstmals am Parking Day, sagt Ute Kratzmeier von den Brettener Grünen.
Die junge Zoe Senger berichtet, die Aktion begann 2005 in San Francisco und erinnert jeweils am dritten Freitag im September, wie viel schöner eine Innenstadt mit weniger Autos wäre. Inzwischen demonstrieren weltweit Menschen so mit Kunst oder Konzerten gegen Platzverschwendung durch Parkflächen, in der Region auch unter anderem Ubstadt, Pfinztal oder Karlsruhe. Menschen setzen so das Zeichen, dass sie ihre Fläche vom Blech zurückfordern.
Ein Büchertisch ist aufgebaut. Grünen-Mitglied Adel Bakhshandeh blättert in einigen Werken. An einer Bar werden Apfelsaft aus der Region und selbstgebackene Muffins gereicht. Passant Ayhan Külbag und seine Frau Sevim nehmen gerne Saft und Süßes. Er wiegt den Kopf hin und her. „Ich weiß nicht, ob man alle Autos verbannen kann“, sagt er. „Privat fahre ich Rad, aber beruflich bin ich aufs Auto angewiesen.“
„Super“ findet Martina Merkel die Idee, mit der Aktion zu zeigen, dass Autos nicht überall und stets Vorrang haben müssen. „Aber das müsste öfter stattfinden, um das Bewusstsein zu ändern. Ich fände es wünschenswert, wenn mehr Menschen Rad fahren.“
Die Brettener Grünen nutzen das Treffen auch zum Netzwerken. Norbert Fleischer vom Nabu Bretten schaut vorbei oder Frank Merkel vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub ADFC Bretten. Miklos Kopcsandi vom Jugendgemeinderat schenkt auch gern mal Saft aus.
Renate Müller und Birgit Klepper sind Vertreterinnen der Omas For Future und Müller setzt sich sogleich in den Trommelkreis. Bärbel Baumgärtner wurde als Lehrerin von den Grünen angefragt. Sie hat vor Jahren das Trommeln von einem afrikanischen Lehrer gelernt und gibt ihr Können seitdem gerne weiter. „Mitte, Mitte, Rand, Rand“, lautet ihr erstes Kommando. Marion Günderth bringt noch einen Stuhl herbei. Sie will das auch versuchen. Der Klang der Djemben trägt. Der Auftrag ist erfüllt: Trommeln wirken auch ohne Wirbel. Einige Passanten halten inne, schauen interessiert und manche verweilen auch oder fragen nach, was hier geschieht.
(Text und Bild: Irmeli Theis, BNN, 10.10.2022)
(PM vom 05.09.22) - Der Sommer des Jahres 2022 zeigt, dass auch die Stadt Bretten von den Auswirkungen des Klimawandels mit aller Härte getroffen wird. Vor allem die Überhitzung des Stadtkerns ist für jedermann greifbar. So wurde beispielsweise das Sitzen auf dem Marktplatz an vielen Tagen auch um 22 Uhr noch vom aufgeheizten Pflasterboden beeinträchtigt. Aber auch in den übrigen Wohngebieten der Stadt ist die Aufheizung der unmittelbaren Wohnumgebung ein ernstes Problem. Wer offenen Auges durch die Wohngebiete geht, sieht, dass das Den- ken vieler Grundstücksbesitzer noch immer in die falsche Richtung geht: großzügige Pflasterflächen entstehen – weit über den Stellplatzbedarf hinaus. Dies ganz abgesehen von den Schottergärten.
„Städte sollen zu sog. Schwammstädten werden, d.h. die Freiflächen in der Stadt sollen möglichst viel Niederschlagswasser aufnehmen und später durch kühlende Verdunstung wieder abgeben können“ unterstreicht Fraktionsvorsitzender Otto Mansdörfer. In den letzten Jahrzehnten seien vor allem im Kernbereich Brettens zahlreiche Flächen versiegelt worden – öffentliche wie private. Weitergehende Gedanken habe man sich dabei nicht gemacht. Es zeige sich in diesem Sommer in aller Deutlichkeit, dass die Lebensqualität in der Stadt auf Dauer nur zu halten ist, wenn Flächen in größerem Umfang entsiegelt werden, um wieder regulierend auf die Temperatur einwirken zu können.
Die Fraktion Bündnis90/DIE GRÜNEN hat deshalb den Antrag gestellt, den Kirchplatz der Stiftskirche umfassend zu entsiegeln, mit einem wassergebundenen Belag zu versehen und den früheren Baumbestand wiederherzustellen.
Der Kirchplatz liegt in der Zuständigkeit der Stadt. Er war früher keineswegs versiegelt, sondern hatte einen wassergebundenen Belag. Vor allem standen dort sehr viel mehr Bäume (Linden) als heute. Das Foto von 1951 zeigt die Kombination von wassergebundenen Flächen, Pflasterwegen und -rinnen, dazwischen die Bäume. Dieser Zustand bestand bis in die 1960er Jahre.
Nach Auffassung der Fraktion eignet sich der Kirchplatz als zentraler Platz in der Stadt be- sonders als Anschauungsobjekt. Es gehe vor allem darum, die Bevölkerung zur Entsiegelung auch privater Flächen zu ermuntern und „mitzunehmen“. Der Kirchplatz wäre eine Art „Preview“ für die Gartenschau 2031 und könne zeigen, dass man auf einer wassergebundene Fläche bei feuchter Witterung keineswegs im Morast watet. Das Foto entstand Ende November 1951!
Der Ortsverband der Brettener Grünen hat sich am 18. Mai – nach zwei Jahren der Pandemieeinschränkung – wieder zur Mitgliederversammlung getroffen. Zunächst standen die Vorstandswahlen an: Wiedergewählt wurden Marion Günderth (Kassenverwalterin), Yüksel Tülüs (Schriftführer), Thomas Holland-Cunz (Sprecher) und Elke Schäfer als Beisitzerin. Neu im Team sind: Ira Müller-Kschuk, Miklós Kopcsándi und Kai Müller. „Wir sind sehr froh über die Verjüngung im Vorstand“ sagt Thomas Holland-Cunz. „Das ist gut für Bretten und den Klimaschutz. Es sind die jungen Menschen, die unter anderem aus der „fridays for future“-Bewegung kommen und beim Klimaschutz auf’s Tempo drücken.“
Die Mitgliederversammlung vom 18. Mai ist auch der Startschuss für die Gründung der Jugendorganisation „Grüne Jugend in Bretten“: „Wir wollen eine verantwortungsbewusste, zukunftsfähige Basis der Partei entwickeln“ sagt Ira Müller-Kschuk. „Nicht nur in Bretten. Wir bieten allen jungen Menschen im Wahlkreis an, sich mit uns zu engagieren – eine grüne Jugendorganisation im Kraichgau sozusagen.“ Und Miklós Kopcsándi ergänzt: „Uns ist eine angenehme Atmosphäre mit gegenseitiger Wertschätzung wichtig. So können wir gemeinsam für eine bessere Klimaschutzpolitik eintreten.“ Die Jugendorganisation spricht Menschen im Alter bis 28 Jahre an und wurde von Ira Müller-Kschuk und Miklós Kopcsándi ins Leben gerufen. Sie möchten das Interesse von Jugendlichen an Klimapolitik wecken sowie gemeinsame Aktionen und Aktivitäten planen und durchführen. Interessenten könne sich gern an Ira (ira.zsarina.mueller@gmail.com) oder Miklós (m.kopcsandi@gmail.com) direkt wenden.
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Otto Mansdörfer, berichtete über kommunalpolitische Themen im Gemeinderat. Außerdem freute er sich über das Interesse an der Mitgliederversammlung, denn „…neben unserer Landtagsabgeordneten Andrea Schwarz waren auch Mitglieder aus Nachbarverbänden und interessierte Gäste anwesend, was zu einer lebhaften Diskussion führte.“ sagte Otto Mansdörfer.
Abschließend haben die Brettener Grünen noch ihre Pläne für 2022 verkündet: So soll es Veranstaltungen zum ÖPNV und zum Thema „Schlachtung mit Achtung“ geben, Informationen zu Vertikalen Windrädern (Besuch bei einem Anbieter im Landkreis), die Fortsetzung der Stadtteil-Touren und auch das Format „Grün diskutiert“ wird wieder zum Leben erweckt.
(07.02.2022) Die kleine Scheune von 1738, die angrenzend an den Löwenhof auf dem Nachbargrundstück steht, soll nach Auffassung der Verwaltung alsbald abgerissen werden. Dieser Abriss soll auf „auf Vorrat" geschehen, da für das Areal keinerlei aktuelle Planungen vorliegen. Damit – so Fraktionsvorsitzender Otto Mansdörfer – werde die verheerende Tradition von Abbrüchen „auf Vorrat" fortgesetzt. Die Verluste an Altstadt-Bausubstanz in der Vergangenheit hätten hinreichend gezeigt, dass dies kein kluges Vorgehen ist.
Bretten befasst sich mit Planungen für die Gartenschau. Dabei sind die Gartenschauareale aufs Engste mit der Altstadt verzahnt. Die Grünfläche südlich der Scheune soll Teil der Gartenschau werden. Mansdörfer unterstreicht: „Jede Gartenschau braucht auch überdachte Präsentationsbereiche, Veranstaltungsorte oder Ruheoasen. Was liegt also näher, als die Scheune von 1738 einzubeziehen?“ Die gemauerte Südfassade ermögliche es, das Gebäude zu öffnen oder/und das Fachwerk dort wieder herzustellen ... Außerdem wäre die Scheune nach der Gartenschau 2031 eine erstklassige Location für Peter und Paul.
Sollte eine Nutzung der Scheune an dieser Stelle überhaupt nicht passen, bestehe immer noch die Option, sie an anderer Stelle (z.B. auf dem jetzigen Seedammparkplatz) als Teil der Gartenschau wiederzuverwenden. Hierzu wäre sie im Moment geordnet abzubauen und einzulagern.
Die Fraktion Bündnis90/DIE GRÜNEN beantragt deshalb, den Abbruch auszusetzen.
Die Fraktion rät außerdem dringend, die Initiative Altstadtrettung als sachkundigen Partner in das weitere Vorgehen einzubeziehen (Bauaufnahme, Bauforschung, Sicherung, Aufräumen, Efeubeseitigung usw.). Stadträtin Ute Kratzmeier hierzu: „Durch die Mitwirkung der Initiative verliert die Stadt nicht, sondern gewinnt in den Augen der Bevölkerung an Ansehen.“ Wie bei den Haushaltsberatungen angekündigt hat die Fraktion außerdem einen Antrag auf Erstellung einer Erhaltungssatzung nach § 172 BauGB für die Brettener Altstadt gestellt.
Otto Mansdörfer,
Fraktion Bündnis90/DIE GRÜNEN
Entstehungsinschrift der Scheune (Foto: Christopher Resch)